Die Wiederentdeckung des Lichtspiels

In dankbarer Erinnerung an Herlinde Rohrmeier,
geboren am 14. Januar 1942, gestorben am 22. Januar 2022;
vom 15. März 1982 bis 2022 Mesnerin in der Geiselhöring

Wenn ich manchmal bei meinen Lektoren-Diensten etwas früher in die Kirche gekommen bin, hat mir unsere alte Mesnerin Herlinde Rohrmeier öfter davon erzählt, dass „unsere Kirche an manchen Tagen zu bestimmten Zeiten ganz hell leuchtet!“

Neugierig geworden, bat ich sie: „Dann nimm doch dein Handy und mach ein paar Fotos!“ Sie antwortete: „Was is‘ denn ein Handy?“ Über diese Antwort musste ich herzhaft schmunzeln, aber somit war klar, dass mir die Aufgabe der Ermittlung dieser „bestimmten Zeiten“ zufiel! So begann ich ab Oktober 2016 mit meinen Recherchen zur Wiederentdeckung des „Lichtspieles im Gotteshaus“ in der Pfarrkirche St. Peter und Erasmus Geiselhöring!

… und die Herlinde hat mit der Weitergabe ihres Erfahrungsschatzes an mich den Grundstein dafür gelegt.

Dafür gebührt ihr unser aller Dank, da sonst vermutlich das Wissen um die Lichtphänomene in Geiselhöring unweigerlich der Vergessenheit anheim gefallen wäre.

Vergelt’s Gott, Herlinde

Gemälde vom Bauherrn HH Pfarrer Georg Ignaz Zinkl
* 27. September 1726
+ 23. Januar 1771

(Das Bild hängt derzeit im Kopierraum des Pfarrhofes)

HH Pfarrer Georg Ignaz Zinkl haben wir unsere geniale Pfarrkirche und natürlich auch das „Theatrum Sacrum“ (lat. für „Heiliges Theater“), das „Lichtspiel im Gotteshaus“ zu verdanken.
Er gab den Auftrag zum Neubau der Kirche. Diese wurde in der Zeit zwischen 1760 und 1764 nach seinen Plänen auf den Grundmauern der gotischen Vorgängerkirche errichtet.

Er richtete sie nicht nur nach der Sonne aus, nämlich dem Sonnenaufgang am 6. April, dem häufigsten Datum für den Ostersonntag, sondern damit auch exakt nach dem auferstandenen Jesus.
Unsere Kirche ist somit nicht nur geostet, sondern im Wortsinne ge-ostert!
Die feierliche Konsekration, also die Einweihung, fand am 30. September 1764 stand. Pfarrer Zinkl überlebte sein Bauwerk leider nur sieben Jahre.
Er starb 1771 viel zu früh im Alter von erst 44 Jahren.

Woran er starb ist nicht überliefert.
Wofür er lebte wissen wir – dank seiner Zeitgenossen – und der Inschrift auf seiner Grabtafel:

Er war
Indefessus in Cura  —  Unermüdlich in der Seelsorge
Zelosus in Cathedra   —  Eifrig auf der Kanzel
Beneficus in Vita  —   Wohltätig im Leben

Wir feierten am 23. Januar 2021 in Dankbarkeit seinen 250. Todestag und begehen am 27. September 2026 seinen 300. Geburtstag.

„Unsere Kirche ist ein begehbares Nachschlagewerk der Frohen Botschaft
mit dem Ziel uns zu Frohen Botschaftern zu machen!“

Vergelt’s Gott, lieber Pfarrer Ignaz Zinkl, das hast Du gut gemacht!

Grabtafel Pfarrer Georg Ignaz Zinkl
(Eingang Hochaltar an der Säule zur Sakristei)

Übersetzung der lateinischen Inschrift

Hier liegt
der gute Hirte
der vorzüglich berühmte Geistliche
Dr. Georg Ignaz Zinkl
Lizentiat* der allerheiligsten Theologie
13 Jahre Pfarrherr. 7 Jahre Dekan.
Geboren am 27. September
Dahingegangen am 23. Januar 1771.
Unermüdlich in der Seelsorge
Eifrig auf der Kanzel
Wohltätig im Leben.
Der
erbaute dieses Haus dem Herrn
damit er sich ein Haus in der Ewigkeit
erbaut habe.
Er ruhe in Frieden.

* Dr. theol. mit Lehrbefugnis

Transkription der Inschrift

Wanderer!
Steh, danke, weine!
Hier ruht in dem Werke seiner Hände,
Das er dem Herrn im Jahre 1761 zubauen began
Im 1763 Jahre vollendete;
Ein guter Hiert, Georg Ignaz Zinkl,
Pfarrer Dekan,
Der beste Hirt rief am 23 Jäner 1771 den getreuen Knecht
Zum Lohn _ in die Freude seines Herrn.
Dankbare Nachkomen entrißen dem Zahne der Zeit
Sein Denkmal ihren Nachkommen
Zum Andenken
Am 28 December 1821
Pfarrer Georg Ignaz Zinkl
Gedenktafel anlässlich seines 50. Todesjahres
(Annenaltar rechts an der Säule)

Unsere Pfarrkirche St. Peter und Erasmus ist nach Osten ausgerichtet. Dabei ist sie aber nicht exakt geostet (= Ausrichtung der Längsachse exakt in Ost-West-Richtung), sondern um ca. 10 Grad nach Ost zu Nord gedreht. Ermittelt habe ich diesen Winkel auf folgende Weise:

  1.  Zeichnerisch und rechnerisch mit dem Grundriss der Pfarrkirche, einem Dokument vom Landesamt für Denkmalpflege aus dem Jahr 1936. Ein in den Nordpfeil eingezeichnetes rechtwinkeliges Dreieck ergibt – mit wirklich nicht zu überschätzender Genauigkeit – einen Wert für den Winkel von ca. 10 Grad. [Bild 1]
  2. Mittels dem Internetwerkzeug „www.sonnenverlauf.de“, anhand eines parallelen Abgleiches der Firstrichtung des Kirchendaches mit der Sonnenrichtung zum Sonnenaufgang am 06. April 2025 (Wert ca. 10,7 Grad). [Bild 2]
  3. Durch eine Winkelmessung mit dem Bayernatlas (Wert ca. 10,0 Grad). [Bild 3]

Der ermittelte Wert ist natürlich mit der dem jeweiligen Verfahren entsprechenden (Un)Genauigkeit zu betrachten! Aber SO wichtig ist der WERT eigentlich gar nicht. Viel interessanter ist die Ausrichtung des Kirchenschiffes, die sich dadurch in Bezug auf Sonnenstand und Sonnenverlauf ergibt.

Wenn meine Untersuchungen stimmen („www.sonnenverlauf.de“), dann zeigt die Längsachse unserer Pfarrkirche nämlich exakt auf den Zeitpunkt des Sonnenaufganges um 06:37 Uhr (MESZ) am 6. April eines jeden Jahres. [Bild 2].

In Fachkreisen spricht man in diesem Zusammenhang von einer heliometrischen Ausrichtung, also von einer gezielten Orientierung nach dem Sonnenstand. So weit, so unspektakulär.

Was ist nun das Besondere am 6. April?

Ich habe das Datum des Ostersonntags für die Vergangenheit seit Christi Geburt, also die Jahre 1 bis 2000, berechnet und dabei vereinfachend angenommen, dass der Gregorianische Kalender von 1582 für den ganzen Zeitraum gilt!

Der Ostersonntag ist ein beweglicher Feiertag, dessen Termine zwischen dem 22. März und dem 25. April fallen.
Meine Feststellung:

Der 6. April ist MIT DAS HÄUFIGSTE DATUM FÜR DEN OSTERSONNTAG und zwar in dem Zeitraum Jahr 1 – Jahr 2000 genau 77 Mal. Auch für den 5. April und den 16. April ergibt sich eine Häufigkeit von 77 Mal. [Bild 4]

Erweitert man nun den Betrachtungszeitraum für die Berechnung der Ostersonntagshäufigkeit noch um 8.000 Jahre in die Zukunft, also vom Jahr 1 bis zum Jahr 10.000, so ergibt sich ein klares Ergebnis:

Der 6. April ist EINDEUTIG DAS HÄUFIGSTE DATUM FÜR DEN OSTERSONNTAG und zwar genau 378 Mal. [Bild 4]